In der New Yorker Börse konnte man im Herbst 2019 ein besonderes Kunstwerk begutachten: Zusammen mit Forschern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) in Boston hat die deutsch-amerikanische Künstlerin Diemut Strebe einen gelben 16,78 Karat Diamant mit einem geschätzten Wert von 2 Millionen US-Dollar ausgestellt, der mit einem neuartigen mantelartigen Material beschichtet ist, sodass er als flache schwarze Silhouette erscheint. Dabei handelt es sich um ein Kohlenstoff-Nanoröhrchen-Material (Carbon Nanotube-Technologie, kurz CNT), dass das bislang schwärzeste Schwarz darstellt – zehnmal schwärzer als Vantablack. Es fängt mehr als 99,96 Prozent des einfallenden Lichts ein.
Diemut Strebe hat fünf Jahre an dem Kunstwerk im Rahmen ihrer Residency am Center for Art, Science & Technology (CAST) des MIT gearbeitet: „Jeder Gegenstand, der mit diesem CNT-Material bedeckt ist, verliert seine Plastizität und erscheint völlig flach, auf eine schwarze Silhouette reduziert. Im völligen Widerspruch zeigt der Diamant, der aus dem gleichen Element (Kohlenstoff) geschaffen ist, die intensivste Reflexion von Licht. Aufgrund der extrem hohen Lichtabsorptionseigenschaften der CNTs kann jedes Objekt, in diesem Fall ein großer Diamant, der mit CNTs beschichtet ist, zu einer Art Schwarzes Loch ohne Schatten werden“, so Strebe. „Die Vereinigung extremer Gegensätze in einem Objekt und die besonders ästhetischen Merkmale der CNTs entfachten meine Fantasie für dieses Kunstprojekt.“
Dabei ist die Entdeckung des Materials nur ein Zufall. Die MIT-Forscher Brian Wardle und Kehang Cui experimentierten mit unterschiedlichen Möglichkeiten, um Kohlenstoff-Nanoröhrchen auf Aluminium anzubauen, um die thermischen und elektrischen Eigenschaften zu verbessern. Doch eine Oxidschicht hatte das Aluminium beschichtet, sobald es an die Luft kam. Diese konnten sie nur entfernen, indem sie die Folie in Salzwasser eintauchten. Auf dem geätzten Aluminium ließen die Forscher dann durch verschiedene Verfahren Kohlenstoff-Nanoröhrchen wachsen. Was dabei heraus kam, verblüffte sie: Das Material war zehnmal schwärzer als herkömmliche Materialien und absorbiert alle Unebenheiten, sodass das menschliche Auge nur eine tiefschwarze Leere erblicken kann.