Neben der Technisierung der Fassaden selbst verändert sich aber auch der Prozess der Fertigung durch den Fortschritt innovativer Technologien. Das schafft völlig neue Gestaltungsmöglichkeiten. Professor Ulrich Knaack von der TU Delft und der TU Darmstadt beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit der Gebäudehülle in ihrer gesamten Ausprägung – von der skeletthaften Struktur bis hin zu massiven Konstruktionen sowie deren Rückkopplungen in die Gesamtkonstruktion und die Energieperformance. Ein Themenschwerpunkt gilt den additiven Bauteilen – besser bekannt unter dem Namen 3D-Druck. Hauptsächlich verwendet wurde dieser lange Zeit im Industriedesign.
Die Technologie ist inzwischen sehr weit entwickelt und es ist sogar möglich, ganze Häuser in 3D zu erstellen. Jüngstes Beispiel ist das Forschungsprojekt 3D Print Canal House in Amsterdam von DUS Architects, das 2017 fertiggestellt wurde. Als Baumaterial wurde der Kunststoff Polypropylen verwendet. Noch hat diese Bauweise Pilotcharakter, aber es gibt inzwischen einige attraktive additive Fassaden, die nach einer Weiterentwicklung verlangen. Darunter die 2018 im kalifornischen Oakland errichtete Cabin of 3D Printed Curiosities von einer Projektgruppe aus den USA. Die Kabine demonstriert das Potenzial der additiven Fertigung in einem wetterfesten, soliden Gebäude.
Die Frontfassade besteht aus 3D-gedruckten Kachelgefäßen für eine lebende Wand aus Sukkulenten, die im lokalen Klima gedeihen. Die Fliesen wurden mit unterschiedlichen Materialien gefertigt – einschließlich Zement, Sägemehl und Chardonnay-Trauben.
Dachfläche und Seitenfassaden bestehen aus 3D-gedruckten Keramikfliesen, die als Regenschutz dienen. Der Innenraum wurde mit Bio- Kunststoffplatten aus dem Drucker verkleidet, die mit LEDs hinterleuchtet sind. Analog zur Entwicklung der Glasfassaden wartet die noch sehr junge Technologie der additiven Fassade auf Referenzen mit integralem Ansatz – also mit integrierten Haustechnikkomponenten.
Knaacks Forschungen verheißen jedoch, dass sich diese Bauweise in den kommenden fünf Jahren bereits am Markt durchsetzen wird, ganz unabhängig davon, ob Aluminium, Stahl, Beton, Glas, Keramik oder Ziegelstein im 3D-Druck gefertigt werden. Schon jetzt gibt es zahlreiche additiv gefertigte Prototypen aus Aluminium und Stahl für sogenannte Fassadenknoten, die vor allem bei Pfosten-Riegel-Konstruktionen eine hohe Detailschärfe mit sich bringen.