Speisehaus der Evangelischen Kirche Wuppertal
Kastner Pichler Architekten: Zielvorstellung: Die Gäste des Theologischen Zentrums werden in Schulungen und Seminaren für die kirchliche Arbeit geprägt. Dem gemeinsamen Einnehmen der Mahlzeiten kommt hierbei eine besondere Bedeutung zu. So sind Speiseräume seit je her zentrale Orte sowohl des Austauschs und des Gesprächs, als auch der Besinnung und der Einkehr. Das neue Speisehaus sollte daher, neben einer Verbesserung der städtebaulichen Situation, insbesondere mit seiner innenräumlichen Anmutung dem Anspruch eines Ortes der kirchlichen Gemeinschaft gerecht werden. Es soll ein identifikationsstarker Ort entstehen, der dem Ritual der gemeinschaftlichen Mahlzeit eine angemessene Umgebung bietet, und räumlich wie sozial eine zentrale Rolle spielt im Alltag des Theologischen Zentrums.
Konzept: Baukörperlich gliedert sich der Neubau in einen geschlossenen Sockel, der den Haupteingang und Nebenfunktionen beinhaltet, sowie einen offenen oberen Teil, in welchem sich der Speisesaal befindet. Der Speisesaal ist in seiner Form symmetrisch aufgebaut und teilt sich in Bereiche unterschiedlicher Höhe und Intimität. Flachere Zonen lagern sich nischenartig um eine von oben belichtete Mitte. Diese „Nischen“ bilden den Raum für die regelmäßige Nutzung durch Gästegruppen. Das überhöhte Zentrum des Raumes übernimmt je nach Möblierungssituation entweder die Funktion einer in sich ruhenden Mitte oder es dient selbst als repräsentativer Raum für größere oder besondere Anlässe.
Organisation: Der Gast betritt das Gebäude von der Mitte des Theologischen Zentrums kommend über einen zweigeschossigen Raum, von wo aus er über eine große Treppe zum Vorbereich des Speisesaals gelangt. Hier befindet sich zusätzlich ein Nebeneingang. Über einen Bereich von niedriger Deckenhöhe, in dem sich auch die Garderobe befindet, wird der Speisesaal erschlossen. Anschließend eröffnet sich der fünf Meter hohe Mittelteil des Saales mit seinen seitlichen Nischen. Die Ausgabe der Speisen und die Rückgabe des Geschirrs erfolgt im Kopfbereich des Saales, um den herum die Küche U-förmig organisiert ist. Die Küche wird an der Nordseite des Gebäudes, abseits des Gästeverkehrs, angeliefert. Seitlich an die Aus- und Rückgabe sind Küche und Spülküche angeschlossen, rückwärtig befinden sich die Kühl und Lagerräume. Der Anschluss der Küche an das Tagungsgebäude der VEM findet unterirdisch statt.
Konstruktion: Das Hauptgeschoss, insbesondere der zentrale, von Licht durchflutete Speisesaal wurde konsequent als Holzbau auf einem in Massivbau errichteten Sockel durchgearbeitet. Die große zentrale Öffnung der Deckenfläche im Saal mit seinen die Glashaut tragenden Balken wird von Holz-Vollwandträgern überspannt, die jeweils auf vier, den Saal begrenzenden Eckwänden aufliegen. Die Tragkonstruktionen der geschlossenen, niedrigeren Deckenbereiche besteht aus Balken und aussteifenden, die Dachfläche bildenden OSB-Platten. Sie schließen an den Vollwandträgern an und ruhen außenseitig auf Holzstützen, die mit der Glashaut die transparente Außenfassade bilden. Mit der Gesamtkonstruktion entsteht eine besondere Rhythmik aus Licht und Schatten, die dem Raum zu jeder Tageszeit einen besonderen, immer wieder neuen Charakter verleiht und sich mit der Natur im Jahreszeitlichen Rhythmus bewegt.
Fotograf: Carl Brunn, Konstantin Pichler