Moderne Manufakturen
Manufakturen - Individuelle Handwerkskunst für Serienprodukte
Der Begriff Manufaktur setzt sich zusammen aus „manus“ – die Hand – und „factura“, was im Lateinischen „machen“ bedeutet.
Analoge oder digitale Manufakturen?
Manufakturen machen nach wie vor viel in Handarbeit und parallel dazu werden Maschinen in der Produktion, die dann nicht selten digital gesteuert (programmiert) sind, eingesetzt. Letzen Endes fertigt eine Manufaktur aber auf jeden Fall physische, analoge Güter.
Individualität in Serie: Material-Manufakturen
Bei Material-Manufakturen stellt sich das Zusammenspiel von handwerklichem Können und einer gewissen Reproduzierbarkeit anschaulich dar. In teils uralter, wiederbelebter Handwerkskunst beispielsweise der in der Strohmanufaktur von Simone Schwarz, entstehen Kleinserien oder Serienhalbzeuge.
Auch im Holzhandwerk finden sich zahlreiche Beispiele für gute Handwerkskunst, die auf Wissen aufbaut, das sich über einen langen Zeitraum tradiert, kontinuierlich weiterentwickelt und den einstigen Tüftlergeist heute in modernste Fertigungstechniken überträgt. So ist es mit der „Sublimation“ dem Unternehmen Sublidot gelungen, organische Werkstoffe per Laser zu individualisieren.
Nicht billiger, sondern besser machen
Hochwertige Qualität im Handwerk hat Tradition, wird erschreckenderweise aber in zahlreichen angestammten Berufen immer stärker durch industrielle Produkte, die vermeintlich einfach zu be- und verarbeiten sind, verdrängt.
Manchmal fallen diese aber auch dem reinen Preiskampf zum Opfer. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Malerhandwerk. Die „Anstreicher“ (oft ungelernte Hilfskräfte) unterbieten sich mit günstigen Quadratmeterpreisen und produzieren uniforme, uninspirierte und mängelbehaftete Oberflächen und Fassaden. Wer gute Gestaltung, echte Handwerkskunst und Materialqualität sucht, dem empfehle ich bei der Wahl des ausführenden Betriebes einen genauen Blick in die Referenzen des Betriebs oder Wertegemeinschaften wie den Farbrat, die im Verbund Jahr für Jahr eine kreative Oberflächentechnik entwickeln und – im Stil der Manufakturen – diese auf das jeweilige Bauprojekt bezogen umsetzen können.
Wesentlichkeit produzieren und bauen
Der Verband Deutsche Manufakturen e.V. verleiht seit 2013 das Deutsche Manufakturen-Siegel. Die Bewerbende werden unter anderem auf folgende Kriterien hin überprüft:
> Firmensitz und eigene Produktion in Deutschland
> besitzgeführte Handwerksbetrieb mit 5 – 200 Mitarbeitenden
> Mindestens 50 % Handarbeit im Produktionsprozess
> Wesentlichkeit des Produktes
> Ausbildung von Nachwuchs oder Umschulung mit Abschluss
> Förderung der jeweiligen Handwerkskunst und -kultur
Gerade unter dem Aspekt des zunehmenden Rohstoffmangels wäre besonders die Beurteilung der „Wesentlichkeit“ bei Bauprodukten und Baustoffen – nicht nur in Bezug auf Manufakturen – interessant.
Multidisziplinäre Präzision
Moderne Manufakturen verknüpfen sowohl Tradition mit Innovation, gutes Design mit handwerklichem Können als auch Exklusivität mit Qualität. Wer beim Bauen mehr als nur Standard einsetzten möchte, dem empfehle ich, sich nach entsprechenden herstellenden Unternehmen umzuschauen, die den Manufakturgedanken weiterspinnen, und auch gekonnt umsetzen.
6M KOLUMNE VON HANNES BÄUERLE
Die Material Kolumne ist ein persönlicher Meinungsbeitrag von Hannes Bäuerle mit markantem Material-Mix und markigen Begleitmaterialien.