Fragen × Sagen

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Interview mit Tilla Goldberg und Verena Schiffl von der Ippolito Fleitz Group

Die Ippolito Fleitz Group ist ein Stuttgarter Innenarchitektur und Design Studio von Weltruf. Seine interdisziplinäre Kompetenz zeigt sich aktuell sehr gut am Beispiel der Kooperationen mit dem Denkendorfer Teppichunternehmen Object Carpet: Das Restaurant La Visione auf dem Object Carpet Campus, eine gemeinsame Teppichkollektion mit Produktnamen wie Flow × Glow oder Walk × Talk und der daraus resultierende Kurzfilm Escapade zeigen drei außergewöhnliche Ergebnisse einer gelungenen Zusammenarbeit. Mindestens drei gute Gründe die Planer dahinter und ihre Arbeit in einem Porträt genauer kennenzulernen. Headerbild © Monica Menez

Erst einmal Glückwunsch zu so einer wirklich außergewöhnlich schönen Teppich-Kollektion! Wie ist es zu dieser Kooperation mit Object Carpet gekommen?

Wir arbeiten mit Object Carpet schon seit vielen, vielen Jahren zusammen. Wir haben es immer geschätzt, dass es einer der wenigen wirklich experimentierfreudigen Hersteller ist, der sich auch mal an neue Ideen oder gewagte Farben getraut hat. Und für einige Projekte gab es bereits in der Vergangenheit Sonderanfertigungen nach unseren Wünschen. Es gibt auch die Legende der Vertriebsleute von Object Carpet, dass sie uns vorstellen konnten, was sie wollten: Wir hatten immer eigene Verbesserungsvorschläge und Ideen. Bild links und unten © Monica Menez

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Wie lange dauerten die Arbeiten an der Kollektion und wie kann man sich die Zusammenarbeit vorstellen? Ihr gebt den kreativen Input und Object Carpet setzt die Maschinen in Gang?

Für die Kollektion haben wir nicht einfach nur unseren Namen hergegeben, wie das sonst oft der Fall ist, sondern sie ist in einem drei Jahre andauernden Prozess des intensiven gemeinsamen Austauschs entstanden. Am Anfang hatten wir eigentlich zwei bis drei neue Qualitäten angedacht. Wir wussten ja nicht, was wirklich realisierbar ist. Wir haben dann viele Ideen zunächst quasi als Experiment übergeben. Object Carpet fand dann einige unserer Experimente wirklich gut und wir haben auch diese gemeinsam weiterentwickelt. So ist das Spektrum der Kollektion stetig gewachsen. Bei den Experimenten haben wir Object Carpet vor richtige Herausforderungen gestellt. Wir haben z.B. das Netz einer Papaya-Verpackung genommen, ein wunderbares Textil unterlegt und einfach gefragt, ob sich das nicht als Teppich realisieren ließe. Object Carpet hat immer wieder unglaublich viele Testmuster getuftet, wir haben diese begutachtet und dann gemeinsam weiterentwickelt. Für beide Seiten war das ein großer Lernprozess: Wir sind tief in technische Herstellungsprozesse eingestiegen; und umgekehrt hat sich Object Carpet auf unseren Gestaltungsprozess eingelassen. Die Maschinen sind dann ungefähr ein Jahr vor Release mit den ersten fertigen Produkten angelaufen, damit die gesamte Kollektion ab September 2020 vollständig im Lager war. Bild rechts © Philip Kottlorz

Die Ippolito Fleitz Group ist für ihre außergewöhnlichen Details und das hohe Maß an Individualisierung bekannt. Wie individuell ist die Kollektion auf das eigene Studio zugeschnitten?

Unser Büro zeichnet sich durch ein großes Spektrum in der Projektarbeit aus: von der Privatwohnung, über das Restaurant bis zu neuen Arbeitswelten für die Headquarters großer Firmen. Mit der Kollektion wollten wir einen Produktkanon für möglichst alle Typologien von Räumen schaffen, der die spezifischen Anforderungen jeweils optimal bedient. Und natürlich musste die Kollektion unseren hohen Ansprüchen an die Farben, die Qualität und die Haptik gerecht werden. Während der Entwicklung haben wir uns oft am Ziel gewähnt. Aber dann kamen die technischen Anforderungen wie Stuhlrolleneignung, Lichtechtheit oder Fliesentauglichkeit. Das war uns natürlich auch extrem wichtig. Das gleiche gilt für die Koloritentwicklung. Wir haben großes Augenmerk darauf gelegt, dass die Farben auch wirklich zur Materialität des Garns und zu dessen potentiellem Einsatzgebiet passen. Denn niemand wird wahrscheinlich einen gelben Poodle in ein Restaurant legen. Insgesamt haben wir viele Extrarunden in der Entwicklung gedreht, um in Gestaltung wie Qualität gleichermaßen perfekte Ergebnisse zu liefern. Die Kollektion bietet so eine grandiose Vielfalt an Farben und Strukturen für unsere eigenen Projekte – aber soll unsere Kollegen und alle Kunden von Object Carpet natürlich genauso zu mutigen Teppichanwendungen inspirieren! Bild links © Ippolito Fleitz Group

Wie differenzieren sich die 8 Oberflächen der Kollektion und inwiefern spielt das Material hier eine Rolle?

Grundsätzlich war uns Nachhaltigkeit sehr wichtig. Die Kollektion ist aus Econyl gefertigt, ist bitumenfrei, vorgewaschen und frei von Schadstoffen. Das gilt für das gesamte Spektrum der Qualitäten, das von der kompakt-sachlichen Oberfläche über eine körnig-sisalartige Materialität bis zum stark dreidimensionalen Kettenhemd reicht. Bei den Oberflächen wie auch bei den Farben war uns sehr wichtig, dass alles miteinander kompatibel ist. Wenn man sich in den Produktpaletten der Konkurrenz für einen farbigen Ton entscheidet, kann man diesen meistens nur mit Grau ernsthaft kombinieren. Bei unserer Kollektion ist das anders. Alle 111 Kolorits bilden eine in sich konsistente Farbwelt, die über alle Materialitäten hinweg funktioniert. Wir wollen die Gestalter damit inspirieren und die Lust am kreativen Zusammenstellen befeuern. So kann man hervorragend mit unterschiedlichen Teppichen Wohlfühlatmosphären schaffen oder die Zonierung unterstützen.

Die Strukturen im Überblick

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Flow × Glow
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Craze × Chase
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Move × Groove
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Deal × Feel
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Walk × Talk
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Meet × Beat
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Highs × Sighs
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Skill × Chill
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Ihr habt für die Teppichkollektion einen eigenen kurzen Film gedreht. Escapade erinnert an eine Runway-Show wie man sie aus der Mode kennt, allerdings sind in Eurer Version die Teppiche die Models. Könnt Ihr uns zu dieser wirklich witzigen Herangehensweise an einen Produktfilm mehr erzählen?


Ursprünglich sollte die Kollektion im Frühjahr groß auf der Messe in Mailand vorgestellt werden. Der Rest ist Geschichte… Schon für die Kampagnenfotos hatten wir Monica Menez engagiert. Sie ist eine großartige Modefotografin und überrascht selbst in diesem Genre mit ihrem Stil – genau unsere Frau also. Gemeinsam haben wir dann aus dem ursprünglich als Messeinszenierung geplanten Raum ein Filmset geschaffen, in dem vieles nach Kunst aussieht, aber nichts nach Verkauf. Und richtig: Die Models werden zur Requisite und der Teppich selbst ist der Blickfang. Bild links und unten © Monica Menez

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Wir sind schon ganz gespannt: Was können wir in Zukunft von der Kooperation erwarten? Vielleicht einen Messestand?


Einen Messestand hatten wir ja bereits für die leider geplatzte Mailand-Show geplant. Das Improvisieren war für uns ein spannender Prozess. Aus den Grundideen haben wir neue Formate entwickelt. Der Entwurf des Messestands für Mailand wurde ein Filmset für das Escapade-Video, und anschließend über 360° Fotografie auch noch virtuell begehbar gemacht. Jetzt kann man sie permanent und von überall auf der Welt besuchen. Mit dem La Visione Restaurant in Denkendorf hat sich die Zusammenarbeit mit Object Carpet ein weiteres Mal materialisiert und räumt gerade erfolgreich bei den Designawards ab. Wir können uns also sehr gut vorstellen, dass wir gemeinsam weitermachen. Im Entwicklungsprozess für die Kollektion gab es bereits viele Ideen für neue Produkte und Konzepte. Ganz ehrlich, eigentlich sind wir bereit für eine zweite Kollektion. Bild rechts © Monica Menez

Das Restaurant La Visione auf dem Object Carpet Campus offenbart mit seinem eklektischen Mix hochwertiger Materialien und intensiven Farben die Handschrift der Ippolito Fleitz Group. Welches Konzept steckt dahinter?


Object Carpet hat sich gerade seinen Object Campus – City of Visions neu geschaffen. Dessen Herzstück ist quasi das La Visione. Das Restaurant ist öffentlich, wird aber auch für firmeninterne Zwecke benutzt. Hier kann man zum Beispiel Kunden empfangen, es wirkt aber auch für die Mitarbeiter, die hierhin gehen und den Ort auch als Co-Working-Space nutzen können, identitätsstiftend. Wir wollten das La Visione zu einem atmosphärischen Abenteuer machen. Und natürlich spielen dabei Farben und Stoffe eine große Rolle. Wir zeigen hier, was mit textilen Materialien alles möglich ist und verweisen ganz nebenbei auf die Einrichtungskompetenz von Object Carpet. Im La Visione wurden übrigens zum ersten Mal Teppiche aus unserer Kollektion eingesetzt. Wir empfehlen: Einfach mal hingehen und probieren. Das eine mit dem Mund, das andere mit Augen und Händen. Bild links © Zooey Braun

Impressionen vom La Visione

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Bild © Zooey Braun
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Bild © Zooey Braun
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Bild © Zooey Braun
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Bild © Zooey Braun
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Bild © Zooey Braun
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Bild © Zooey Braun
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Ihr habt ein eigens Material Lab und entwickelt immer wieder individuelle Detaillösungen. Vom Möbel bis zur Teppichkollektion. Warum ist Euch die Materialentwicklung so wichtig?


Im Zentrum unserer Arbeit steht der Kunde und die optimale Lösung für ihn. Das gilt für den Grundriss genauso wie für die verwendeten Materialien. Dabei stellen wir zunächst sicher, was der Markt bereits an Produkten hergibt. Hier hilft uns unser Material Lab, das vielleicht eine der größten Bibliotheken ihrer Art in Europa ist. Verena Schiffl und Anna Theodossiadou sind unsere Materialexpertinnen, die die breit aufgestellte Materialbibliothek kontinuierlich auf dem neuesten Stand halten und die individuelle Materialwelten für unsere Kunden zusammenstellen. Und wenn wir nirgendwo auf der Welt ein passendes Material finden, ist es natürlich ein Traum, wenn man sich dieses selbst erschaffen darf – wie wir es gemeinsam mit Object Carpet durften. Bild rechts © Ippolito Fleitz Group

Material, das Ihr braucht:

Ein Material, das Sehnsuchtsbilder erfüllt.

Material, das Euch bewegt:

Ein Material, das mit dem Benutzer kommuniziert. Auf den verschiedensten Ebenen.

Material, von dem Ihr träumt:

Immer das, was wir noch nie benutzt haben.



Bild links © Monica Menez

Die Identity Architects der Ippolito Fleitz Group sind angetreten, um Grenzen zu verschieben: Mit Interior, Architektur, Produkt- und Kommunikationsdesign. Vor allem aber mit ganz viel Leidenschaft für Lösungen, die strategische Expertise mit emotionaler Intelligenz verbinden – und so bleibenden Wert schaffen.

100 Köpfe und Herzen aus unterschiedlichsten Disziplinen arbeiten Hand in Hand, um jedes Projekt zu einem Unikat zu machen – vom Regierungspalast bis zum Raumtrenner. So unterschiedlich die Aufgaben, so einheitlich ist das Ziel: Orte zu schaffen, die berühren. Denn egal ob im Studio Stuttgart, Berlin oder Shanghai: Im Mittelpunkt steht für einen Identity Architect immer der Mensch. Und diesen Ansatz wissen Kunden auf der ganzen Welt zu schätzen.

Die Personen dahinter sind: Peter Ippolito und Gunter Fleitz


Bild rechts: Tilla Goldberg, Verena Schiffl und Anna Theodossiadou © Monica Menez






Ippolito Fleitz Group – Identity Architects

Augustenstr. 87
70197 Stuttgart

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