Materialreport 2022

Materialreport 2022 – Fokus Kreislaufwirtschaft

Jetzt geht's rund!

Klimawandel, Rohstoffmangel, Biodiversitätsverlust – kein Tag vergeht, an dem wir nicht darüber diskutieren. Mittlerweile ist uns allen bewusst, dass die Baubranche in der Transformation zu einer nachhaltigeren, lebenswerteren Welt eine bedeutende Rolle spielt. Dieser Wandel ist auch mit wirtschaftlichen Chancen verbunden. Ganz natürlich fügte sich da, den Materialreport 2022 dem Thema Kreislaufwirtschaft zu widmen. 

Unser Materialhunger ist riesig, doch die Erde hat nur endliche Ressourcen, ganze Strände und sogar Inseln sind bereits verschwunden, weil die Nachfrage nach Sand so groß ist. Der Umgang mit Roh- und Wertstoffen steht plötzlich wie nie zuvor im Zentrum der Aufmerksamkeit. Aber immer noch schmeißen wir tagtäglich wertvolle Materialien in den Müll oder verbrennen sie. 

Weshalb nicht Materialien im Kreislauf halten? Gebäude so bauen, dass man die Bestandteile wieder zurückführen kann? Oder auf das zurückgreifen, was sowieso schon vorhanden ist? Einerseits geht es also darum, bestehende Qualitäten zu erkennen und zu erhalten, andererseits können wir Zukunft sprichwörtlich bauen.

Fokus Thema Kreislaufwirtschaft

Im September 2020 stellte Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission, in ihrer Rede abermals das Ziel der Etablierung einer vollständigen Kreislaufwirtschaft innerhalb der EU vor, wie sie im „Aktionsplan für eine Kreislaufwirtschaft“ im März des gleichen Jahres schon formuliert wurde. Explizit ging sie auf die Verantwortung des Bauwesens ein, das nach Angaben der Kommission aus dem Jahr 2019 für 50 Prozent des Primärrohstoffverbrauchs und gleichzeitig für 36 Prozent des Festmüllaufkommens innerhalb der Union verantwortlich ist. Der Grund liegt in unserem gewohnten, linearen Denk- und Wirtschaftsmodell: Rohstoffe werden aus den etablierten natürlichen Kreisläufen entnommen, daraus hergestellte Produkte und Güter werden verbraucht und anschließend entsorgt. Dieser Ansatz hat tiefgreifende Konsequenzen für unseren Planeten. So verändern wir in gravierender Weise bestehende Ökosysteme. Sand, Kupfer, Zink oder Helium werden bald nicht mehr vertretbar aus natürlichen Quellen zu gewinnen sein. Im Gegensatz dazu steht der Ansatz, in geschlossenen, intelligent geplanten und mit Voraussicht entworfenen Materialkreisläufen zu operieren.

 

„Alle probieren sich gerade aus“

Kim Le Roux und Margit Sichrovsky von LXSY Architekten widmen sich partizipativen und nachhaltigen Projekten. Das CRCLR House im Impact Hub Berlin bauen sie kreislauffähig aus. Wir haben mit ihnen über Materialien aus Abrissen, Prototyping auf der Baustelle und New Handwerk gesprochen

Vom Acker in die Wand

Mit natürlichen, nachwachsenden Materialien baut(e) der Mensch seine Lebenswelt auf. Die ersten Behausungen, nachdem der Mensch seine Höhle verlassen hat, waren unter anderem Zeltkonstruktionen aus Tierhäuten. Mit Lehm errichtete Bauwerke überstanden dank regelmäßiger Pflege Jahrhunderte und alte Holzbauten beweisen bis heute, was der natürliche Baustoff im Stande zu leisten ist. Seitdem diese tradierten nachwachsenden Rohstoffe (NAWARO) durch die Industrialisierung in den Hintergrund rückten, erfahren sie nun mit Blick auf Klima-, Ressourcen- und Biodiversitätsschutz eine wahre Renaissance – sei es der Lehm-, Holzbau oder leichte Zeltkonstruktionen. Dabei ist es keine reine Rückbesinnung, sondern vielmehr eine Weiterentwicklung, die auch disruptiv erfolgt, wie die immer höher werdenden Holzhochhäuser eindrucksvoll veranschaulichen. Neue Verfahren und Zusammensetzungen, teils durch digitale Technologien, optimiert und rationalisiert, schaffen Werkstoffe und im Weiteren Bauwerke, die hochfunktional, spezifisch und gleichzeitig ausgesprochen ästhetisch-sinnlich wirken.

Trendwelten und Materialcollagen

Die Trendstrecke und damit die ESSENZ des Materialreports basiert auf der Kompetenz von raumprobe, der Resonanz während unserer Veranstaltungen sowie der Datenerhebung auf  unserer Website www.raumprobe.com. Dies matchen wir mit weitreichenden Recherchen unseres Teams, um einen Blick auf Tendenzen in puncto Form, Farbe und Material für Design und Architektur zu werfen. Die Materialcollagen werden aufwendig, real und eigens in der raumprobe produziert.

Trendcollagen
Materialpreis 2021

Alleine die Anzahl und vor allem die Vielfalt der Projekt-Einreichungen zum Materialpreis zeigen deutlich, dass der flächendeckende Lockdown in der Baubranche quasi nicht statt gefunden und glücklicherweise allenfalls zu Verzögerungen geführt hat. Es gibt trotzdem gleich mehrere Phänomene der Ausgabe 2021, die während der Jurysitzung aufgefallen sind.

Bei der Durchsicht aller eingereichten Bauwerke und der anschließenden Diskussion, wurde schnell klar: Ohne Aspekte von Ökologie, Nachhaltigkeit, Kreislaufwirtschaft oder gesunden Ansätzen waren die Chancen gering auf eine Platzierung. Nur architektonisch gut, schön oder besonders reicht offensichtlich nicht mehr aus.

Materialpreis 2021
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Einmal jährlich erscheint der Materialreport und begleitet das Angebot der Materialplattform raumprobe aus Stuttgart. Im Fokus stehen 2022 Materialien für eine Kreislaufwirtschaft in Architektur und Design. In Berichten, Interviews, Kommentaren und Materialnews werden neue Entwicklungen diskutiert und das Fokus-Thema verdichtet. Führende Kreative wie LXSY Architekten, Amandus Samsøe Sattler oder Simone Post kommen zu Wort. Gastschreibende wie Prof. Dirk Hebel sowie Dr. Oliver Herwig reichern den Materialreport mit ihren Perspektiven an. 

Highlight sind die von raumprobe aufwändig erstellten Materialcollagen, eine Trendvorschau für Form, Farbe, Material. Ebenso präsentiert werden die Auszeichnungen des Materialpreis 2021, der dieses Mal an besondere Anwendungen von Material in Architektur und Innenarchitektur ging.  

 

Der Materialreport wird im Verlag av edition verlegt.

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