Ohne Licht kein Raum

Ohne Licht kein Raum

Interview mit Judith Haase von Gonzalez Haase AAS

Radikalität und Reduzierung, Humor und Aufgeschlossenheit – 1999 von Pierre Jorge Gonzalez und Judith Haase gegründet hat sich das Berliner Architekturstudio Gonzalez Haase AAS mit seinen selbstbewussten Entwürfen einen Namen gemacht. Dabei wendet das Studio oft eine reduzierte Ästhetik an, die durch seinen radikalen Materialeinsatz gesteigert wird. Im Materialreport 2021 hatten wir sie nach ihrem Materialliebling befragt. Knapp 12 Monate später wagen wir einen weiteren Blick und fassen nach.

Wie beschreibt Ihr Eure architektonische Handschrift? 

Raum, Licht, Material, Detail


Wie geht Ihr mit dem Thema Material und Materialrecherche um?

Wir haben eine große Materialbibliothek und wir sind immer auf der Suche nach neuen Materialien. Wir probieren viel aus und lassen Prototypen anfertigen. Material ist für uns essentiell.

Das Zusammenspiel von Licht und Architektur spielt bei Euren Projekten eine große Rolle. Würdet Ihr Licht als ein Material bezeichnen?

Ohne Licht kein Raum. Ohne Licht kein Material.


Könnt Ihr uns von Eurer neusten Materialentdeckung erzählen?

Wir sind in ständiger Entwicklung und Recherche.


Gibt es ein Material, das Ihr schon immer mal einsetzen wolltet, es sich aber bisher einfach noch nicht angeboten hat?

Wir haben ein schönes Pilzleder Materialmuster. Wir möchten es gerne einmal einsetzen, wissen nur nicht wie stabil es ist.

Für das Projekt MDC Melanie Dal Canton Cosmetics aus dem Jahr 2021 habt Ihr einen besonders spannenden Material- und Farbmix kreiert. Wie ist es dazu gekommen?

Nach Corona war der große Drang etwas farbigeres zu machen. Wir hatten 2017 den MDC Cure auf der anderen Straßenseite entworfen und dort rosa farbene Spiegel eingesetzt, die Farbigkeit wollten wir aufgreifen und im neuen Laden next door noch verstärken und mit anderen Farben kombinieren.

06_MZ_w.jpg

Anders – auch spannend im Material, aber reduzierter in der Farbe – ist das Retail-Projekt Modes. Hier arbeitet Ihr mit reflektierenden Materialien, die den Raum auflösen. Welche Idee steckt dahinter?

Wir haben uns von See- und Schiffahrtszeichen inspirieren lassen. Von farbigen Bojen in der weiten Bucht von Porto Cervo, die an Tagen an denen Meer und Himmel eins zu werden scheinen,  in Form und Farbe zu schwimmenden Skulpturen werden.

Wir haben einen fast galerieähnlichen Raum entworfen. Jedes einzelne Einrichtungsstück im Laden erhielt eine bestimmte Form und einen Farbcode, der schon von weitem erkennbar ist. 

Den Raum haben wir in eine graue Hülle getaucht in der farbige "Bojen" mit silbernen Oberflächen, einen neutralen Hintergrund bieten, zur Präsentation der exklusiven Kleidungsstücke. Auf den drei Etagen, aus denen sich der Raum zusammensetzt, wurden große Ausstellungsblöcke, jeder einzigartig in Form und Größe, mit einer Palette von ein oder zwei Farben gestaltet entweder galvanisiert, eloxiert, gebürstet oder hochglanzpoliert.

_MG_7120-Modifica_w.jpg

Material, das Ihr braucht

Materialien die nachhaltig und umweltfreundlich sind

Material, das Euch bewegt: 

Material welches sich dematerialisiert im Raum 

Material, von dem Ihr träumt: 

Materialien, die sich durch Ihre Benutzung verändern und immer schöner werden.

Pierre Jorge Gonzalez und Judith Haase gründeten im Jahr 1999 ihr eigenes Büro mit Niederlassungen in Berlin und Paris. Primäre Projektbereiche sind Architektur, Design, Szenografie und Beleuchtung.

Pierre Jorge studierte Bühnenbild in Paris und Judith Architektur an der Kunsthochschule in Berlin.
Bei der Zusammenarbeit in New York mit Richard Gluckman und Robert Wilson für dessen Watermill Center ergaben sich erste Gelegenheiten über neue architektonische Lösungen für die Präsentation von Kunst nachzudenken.
Das Zusammenspiel von Licht und Architektur bleibt ein Hauptaspekt in der Konzeption von Räumen für Kunst und verwandte Aktivitäten. Gonzalez Haase AAS ist bekannt für die enge Kooperation mit zeitgenössischen Künstlern, Kuratoren und Sammlern, um den optimalen Rahmen für ein Kunstwerk, einen Luxusartikel oder den Körper eines Darstellers zu schaffen. Beispiel dafür sind die Shops von Andreas Murkudis, Balenciaga oder die Gestaltung der Galerie Nordenhake und Thomas Schulte in Berlin, die vorbildhaften Charakter erlangt haben.

Bild Porträt: Judith Haase und Pierre Jorge Gonzalez © Robert Rieger 

Gonzalez Haase AAS

Kastanienallee 71 
10435 Berlin 
Deutschland

» Mehr zum Unternehmen

 


Bild 1-5: MDC next door © Mirko Zander
Bild 6-8: MODES - Porto Cervo © DSL Studio di Delfino Sisto Legnani
Alle Bilder © Courtesy Gonzalez Haase AAS

Entdecken Sie weitere Magazinbeiträge!

Magazin
Instrumente des Lichts
Modular Lighting Instruments
Magazin
Kork, der nachhaltige Alleskönner
Interview mit Granorte