Es ist schön, Dinge wachsen zu sehen

Es ist schön, Dinge wachsen zu sehen

Aus Stoffen, die nicht mehr gebraucht werden, gestaltet Simone Post faszinierende Teppiche – voller Farbe und Lebensfreude

Seit ihrem Studium an der Design Academy Eindhoven widmet sich Simone Post experimentellem Design an den Schnittstellen zu Handwerk und Kunst. Sie versucht das „versteckte Potenzial“ von Abfall-Materialien hervorzukitzeln, vor allem von Textilien. Ihre Arbeiten für Adidas, Kvadrat, Eco-oh, Finsa oder Vlisco wurden vielfach prämiert und finden sich in Museen weltweit wieder.
Bild © Simone Post

Wo möchtest Du leben? 

Wir haben gerade ein Haus in der Nähe von Rotterdam gekauft und renovieren es. Mein Traum wäre, im Wald zu leben, den ich selbst gepflanzt habe. Auf meinem Balkon stehen bereits acht Bäume.


Welche Eigenschaften schätzt Du bei einer Frau am meisten? 

Selbstsicherheit und Engagement. Und dass man seine Träume verfolgt. Das tun Frauen noch zu wenig. Sie hören auf ihr Umfeld, ihre Kinder, ihren Partner, aber zu wenig auf sich. 


Bild: Recyling-Objekte aus Produktionsresten des African Wax-Textilherstellers Vlisco. © Simone Post

Deine Lieblingsbeschäftigung? 

Wenn ich mit einem Bündel ausgedienter Materialien experimentieren kann. Und wenn ich nach Hause komme, gärtnere ich. Es ist schön, Dinge wachsen zu sehen. Wir Menschen denken, wir sind stärker als die Natur, aber wir sind es nicht. 


Wer oder was hättest Du gern sein mögen? 

Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Zeit ist, ein Tier zu sein... Am ehesten würde ich mich mit dem Laubenvogel assoziieren, auch bekannt als „kleptomanischer Liebesarchitekt“ unter den Vögeln. Sie bauen wunderschöne Nester, oft aus Abfallmaterialien. 


Bild: Mit I:CO hat Simone alte Adidas-Turnschuhe zu einem Teppich verarbeitet. © Simone Post

Deine Lieblingsfarbe? 

Ich habe nicht wirklich eine Lieblingsfarbe. Ich nutze nie nur eine Farbe, immer eine Komposition und beschäftige mich damit, wie Farben aufeinander reagieren.

Welches sind deine Heldinnen oder Helden der Wirklichkeit? 

Menschen, die versuchen, Dinge zu verändern und zu verbessern, neue Produktions- oder Lebensweisen etablieren. Etwa die Künstlerin Bisa Butler, die mit African Wax-Materialien arbeitet und sich Persönlichkeiten aus der Schwarzen Geschichte widmet. Oder Boyan Slat, der das Plastik aus dem Meer holt. Aber auch Politikschaffende. Und dass sie dabei positiv bleiben. Noch bewundernswerter sind Menschen, die dies dort tun, wo es weniger Chancen gibt, etwa in Afrika.


Bild: Lakenvaas von Simpone Post für Cor Unum. Die Vasen erinnern an fallende Stoffe. © Simone Post



Dieses Interview wurde im Rahmen des Materialreport 2022 von raumprobe geführt.

 

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