Projektbeschreibung
Die Löwen-Apotheke ist die älteste Apotheke in Deutschland, 1241 erstmals urkundlich erwähnt. Sie befindet sich seit jeher im historischen Zentrum von Trier, direkt am Hauptmarkt und ist seit dem 17. Jahrhundert in Familienbesitz. Der letzte Umbau des Innenraumes hatte 1966 stattgefunden. Historische Anklänge waren so gut wie nicht mehr vorhanden. Lediglich eine historische Gipsstuckdecke (Kölner Decke) aus dem 17. Jahrhundert im Eingangbereich, ein Renaissancekamin und ein römischer Sarkophagdeckel sind Zeitzeugnisse der Vergangenheit. Es galt ein Konzept zu finden, das wieder die nächsten 50 Jahre besteht, einen modernen Innenraum zu schaffen, der die heutigen funktionalen Ansprüche einer Verkaufsstätte erfüllt und gleichzeitig in einer musealen Atmosphäre die Geschichte der ältesten Apotheke Deutschlands erzählt.
Entwurf und Innenraum: Der Verkaufsraum, die Offizin, wurde vollkommen neu gestaltet, sämtliche Innenwände entfernt und der Raum in seiner ganzen Tiefe geöffnet. Durch die neu geschaffene trichterförmige Geometrie wird der Besucher in den rund 25m langen Innenraum hineingezogen. Unterstützt wird die räumliche Tiefenwirkung durch die Staffelung der Möbeleinbauten sowie durch eine gezielte Lichtführung. Die Regale schweben über dem Boden und gehen über in Deckensegel, die die gegenüberliegenden Freiwahlregale mit einfassen. Die Sichtwahlregale bilden die räumliche Trennung zum dahinter liegenden Backoffice. Im Obergeschoss befinden sich Nebenräume und der Medikamentenautomat, die Medikamentenausgabe ist in den Sichtwahlregalen platziert, die Fördertechnik voll integriert und für den Kunden verborgen. Am Ende der Offizin liegt die gläserne Rezeptur, die Einblicke in die Arbeitswelt des Apothekers bietet und einen Ausblick in den neu gestalteten Innenhof. Durch das Tageslicht wird der Kunde in den langgestreckten Raum hineingezogen. Im Fluchtpunkt der Innenraumperspektive steht der Lebensbaum (Ginkgo).
Einrichtung und Mobiliar: Die Einrichtung ist minimalistisch, das handgefertigte Mobilar ist raumbildend und untrennbarer Bestandteil der Architektur. Selbstbewusst, baukörperhaft und monolithisch stehen die Handverkaufstresen frei im Raum. Diskretion wird über die Vereinzelung der Tresen erreicht. Je weiter der Besucher in den Raum hineingelangt, umso privater werden die Beratungsplätze, um so kürzer werden die Tresen. Unterstützt wird die Diskretion durch nicht sichtbar in der Decke eingelassene Lautsprecher, die eine ruhige Klangwelt erzeugen.
Farbe und Material: Das Farb- und Materialkonzept hat Anklänge an typische historische Apothekenmaterialien, wie das Messing der Mörser, das Porzellan der Salbengefäße und das Holz der Einrichtung. Regalrückwände und Deckensegel in der Offizin sind mit Blattgold belegt, die Möbel sind aus Mineralwerkstoff im Charakter des matten Porzellans. Das Backoffice ist vollständig mit Räuchereiche ausgekleidet.
Naturstein: Mit Blick auf die Tradition sollte ein heimischer Naturstein Verwendung finden, seine Bearbeitung sollte die natürliche Rauhigkeit des Steins bewahren. Ausgewählt wurde ein rahmweißer Jura aus Eichstätt mit gebürsteter Oberfläche. Die Grundmauern des Hauses, teils Zeugnisse aus dem 8. Jahrhundert, wurden vor Ort in den Bodenbelag durch Sandstrahlen eingraviert. Das Fugenbild verläuft in der Perspektive, ausgerichtet auf den Fluchtpunkt im Lichthof. Die Platten sind großformatig und ohne rechten Winkel. Sie wurden nach Planvorgabe im Werk geschnitten. Im Außenbereich (Lichthof) wurde der gleiche Stein zu Schotter gebrochen. Gläserne Vitrinen, die mit steinernem Sockel aus dem Boden herauswachsen, zeigen Ausstellungsstücke der Apotheke. Begleitet werden sie von Bronzebändern. Eingelassen in den Steinbelag erzählen diese die lange Geschichte der Löwen-Apotheke in chronologischer Abfolge. Durch die erhabene Ausführung der Buchstaben wird die Schrift durch die Apothekenbesucher laufend poliert.
Akustikputz: Die Wahl der harten Oberflächen im Innenraum - nicht gelochte Metalldecken und Regalrückwände, Steinfußboden und Glaswände - erfordern besonderes Augenmerk auf die Raumakustik. Wenngleich die trichterförmige Raumgeometrie dem natürlichen Hall entgegenwirkt und die Akustik positiv beeinflusst, mussten zusätzlich hoch wirksam absorbierende Flächen entstehen. Die nicht bekleideten Wände und Decken wurden mit einem fugenlosen und glatten Akustiksystem belegt, dessen Oberfläche sich von einer Putzfläche nicht unterscheidet. Der Farbton wurde anhand von Mustern bestimmt und exklusiv für die Löwen-Apotheke angemischt.